Hochverarbeitete Lebensmittel

Fastfood und Co.: So ungesund wie ihr Ruf

14. November 2023
Tiefkühlpizza, Burger, Softdrinks: Hochverarbeitete Lebensmittel erhöhen das Risiko für Mehrfacherkrankungen, wie eine neue Studie der Universität Wien und der Internationalen Agentur für Krebsforschung zeigt. Im Video erklärt Ernährungswissenschafterin Reynalda Córdova die Ergebnisse.
Die Hinweise, dass hochverarbeitete Lebensmittel mit mehrfachen Gesundheitsrisiken verknüpft sind, werden immer mehr und der Ruf nach Kennzeichnung lauter: Im Video erklärt Reynalda Córdova die Ergebnisse ihrer aktuellen, wegweisenden Studie mit 266.666 Teilnehmer*innen aus sieben europäischen Ländern. © Alexander Bachmayer/Petra Schiefer

Hochverarbeitete Lebensmittel, kurz UPFs (ultra-processed foods), sind industriell hergestellte Produkte, die eine Vielzahl von Zusatzstoffen und modifizierten Lebensmittelbestandteilen enthalten. Wir könnten sie in dieser Form niemals zuhause zubereiten, sie sind aber oft zu relativ billigen Preisen im Supermarkt oder in Fast-Food Restaurants zu haben. Reynalda Córdova vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien hat diese speziellen Lebensmittel in einer europaweit angelegten Studie näher untersucht und ihre Ergebnisse nun im renommiertem Fachjournal "The Lancet Regional Health – Europe" veröffentlicht.

Dafür haben die Ernährungswissenschafterin und ihr Team in Zusammenarbeit mit der International Agency for Research on Cancer (IARC) Daten von 266.666 Teilnehmer*innen aus sieben europäischen Ländern ausgewertet und herausgefunden, dass bestimmte Klassen von hochverarbeiteten Lebensmitteln das Risiko erhöhen, an mehreren Krankheiten gleichzeitig zu leiden (Multimorbidität). Vor allem Krebserkrankungen und kardiometabolische Erkrankungen stehen mit einem hohen Konsum von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln in Verbindung.

Was ist Multimorbidität?

Multimorbidität stellt nicht nur in Europa, sondern in immer mehr Regionen der Welt ein wachsendes Gesundheitsproblem dar. Bezeichnet wird damit das Auftreten von zwei oder mehreren chronischen Erkrankungen in einer Person, wie beispielsweise Bluthochdruck, chronischer Rückenschmerz und Diabetes mellitus. In Europa sind derzeit etwa 50 Millionen Menschen von Multimorbidität betroffen.

Eine Ansammlung an hiochbverarbeiteten Lebensmitteln_ Hamburger, M&Ms, Kartoffelchips, Gebäck, Popcorn und Toastbrot
Hochverarbeitete Lebensmittel stillen zwar den schnellen Hunger und schmecken oft gut, sind aber auf lange Sicht schlecht für unsere Gesundheit. © Image by Freepic

"Gleichberechtigtes" Risiko

Dabei scheinen zwar nicht alle dieser Lebensmittel gleich schädlich zu sein: Vor allem hochverarbeitete tierische Produkte und stark gesüßte Soft-Drinks – egal ob auf Basis von Zucker oder künstlichem Süßstoff – wurden von Córdova und Mitautor*innen als besonders risikoreich ermittelt. Andere Untergruppen, wie etwa verarbeitete Getreideprodukte und pflanzliche Alternativprodukte, zeigten keinen Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko.

Jedoch fanden die Forscher*innen heraus, dass das erhöhte Risiko für Multimorbidität bei starkem Konsum von UPFs durch die Bank bei allen Studienteilnehmer*innen zu beobachten ist und für Männer wie für Frauen, für Raucher*innen ebenso wie für Nichtraucher*innen sowie in unterschiedlichen europäischen Ländern gleichermaßen gegeben ist.

Es ist wichtig und notwendig, sich mit den Auswirkungen von hochverarbeiteten Lebensmitteln zu befassen und einen universellen Zugang zu frischen und weniger verarbeiteten Lebensmitteln zu gewährleisten.
Reynalda Córdova

Mehr Forschung und bessere Kennzeichnung

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen einmal mehr bestehende Ernährungsempfehlungen, wie etwa Fleisch- und Fleischprodukte zu reduzieren und sich hauptsächlich von pflanzenbasierten Lebensmitteln zu ernähren.

"Unsere Studie zeigt, dass es notwendig ist, sich mit den Auswirkungen von hochverarbeiteten Lebensmitteln zu befassen, und wie wichtig es ist, einen universellen Zugang zu frischen und weniger verarbeiteten Lebensmittel zu gewährleisten", betont Córdova.

Neben präventiven Strategien wie Ernährungsempfehlungen, gesundheitspolitischen Maßnahmen und Interventionen gehöre dazu letztlich auch eine adäquate Kennzeichnung von UPFs und anderen kritischen Lebensmitteln, so die Studienautor*innen.

© Reynalda Córdova
© Reynalda Córdova
Reynalda Córdova ist PhD-Studentin am Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien in der Gruppe von Karl-Heinz Wagner und DOC-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit hochverarbeiteten Lebensmitteln und mit dem Zusammenhang von Ernährung und der Entstehung von Krebs.