Wie offen ist unser Gesundheitssystem wirklich?
In der Wirklichkeit hängt Teilhabe vom Einsatz einzelner Menschen ab.
Das sagt die Gesundheits-Psychologin Elisabeth Zeilinger.
Niemand geht gerne zum Zahnarzt.
Bei Zahn-Schmerzen ist schnelle Hilfe gut.
In Österreich gibt es 89.000 Menschen mit Lern-Schwierigkeiten.
Für diese Menschen ist die Situation nicht so einfach.
Oft ist eine Unterstützungs-Person für die Gesundheits-Versorgung zuständig.
Die Unterstützungs-Person muss die Schmerzen bemerken.
Menschen mit Lern-Schwierigkeiten sagen oft nicht direkt,
dass etwas wehtut.
Sie zeigen dann herausforderndes Verhalten.
Dieses Verhalten muss man richtig verstehen.
Das sagt Gesundheits-Psychologin Elisabeth Zeilinger.
Sie leitet die Arbeits-Gruppe "Intellektuelle Beeinträchtigungen".
Diese Gruppe ist am Institut für Klinische und Gesundheits-Psychologie. Das Institut ist an der Universität Wien.
Was ist Leichte Sprache?
Leichte Sprache ist einfach. Alle Menschen können Leichte Sprache verstehen.
- Die Sätze sind kurz.
- In einem Satz steht nur eine Sache.
Diesen Text gibt es auch in Schwerer Sprache.
Hier können Sie ihn lesen.
Um welche Menschen geht's?
Lern-Schwierigkeiten nennt man in Fach-Sprache auch intellektuelle Beeinträchtigungen.
Sie entstehen schon vor dem Erwachsenen-Alter.
Die Ursache für Lern-Schwierigkeiten ist oft unbekannt.
Schädliche Stoffe in der Schwangerschaft, Schwierigkeiten bei der Geburt oder Gene wie Trisomie 21 können Ursachen sein.
Einkaufen, Waschen, Lesen und Schreiben kann für Menschen mit Lern-Schwierigkeiten schwer sein. (Ein IQ unter 70 ist ein Merkmal.)
Man muss die Lebens-Wirklichkeit dieser Menschen beachten.
Dazu gehört auch die Sprache.
Das Team von Elisabeth Zeilinger führt Gespräche mit Menschen mit Lern-Schwierigkeiten
und ihren Unterstützungs-Personen.
Sie sehen: gute Gesundheits-Versorgung braucht viel Einsatz, Zeit
und engagierte Ärztinnen und Ärzte.
Hindernisse sind auch fehlende Barriere-Freiheit.
Es gibt auch andere schwierige Situationen.
Zum Beispiel sind lange Warte-Zeiten in einer fremden Umgebung schwer,
sagt Theresa Wagner.
Die Forscherinnen finden,
Menschen mit Lern-Schwierigkeiten bekommen nicht genug Hilfe im Gesundheits-System.
Dabei hat Österreich 2008 die UN-Konvention
über die Rechte von Menschen mit Behinderungen unterschrieben.
In der Konvention steht: alle Menschen sollen die gleiche Gesundheits-Versorgung bekommen.
Mehr Menschen sterben an Krebs. Sie gehen nicht zur Vorsorge
Bei Menschen mit Lern-Schwierigkeiten wird Krebs oft später erkannt
als bei Menschen ohne Beeinträchtigungen.
Das führt dazu, dass Menschen mit Lern-Schwierigkeiten häufiger an Krebs sterben.
Das Team von Elisabeth Zeilinger forscht zur Früh-Erkennung
von Brust-Krebs und Darm-Krebs.
Bei der Brust-Krebs-Früh-Erkennung macht man eine Brust-Untersuchung.
Diese Untersuchung nennt man auch Mammo-Grafie.
Die Mammo-Grafie macht man normalerweise im Stehen.
Das ist ein Problem für Frauen im Rollstuhl.
Es gibt auch sprachliche Probleme.
Informationen sind oft schwer zu verstehen.
Sie sind nicht in Leichter Sprache, sagt Theresa Wagner.
Welt-Krebs-Tag am 4. Februar
Der Welt-Krebs-Tag ist wichtig.
Er erinnert an Krebs-Vorsorge und Früh-Erkennung.
Er erinnert an die Erforschung von Krebs.
Das Ziel ist mehr Bewusstsein für Krebs.
Es soll die Versorgung und Behandlung besser werden.
Es gibt ein neues Darm-Krebs-Screening.
Es ist für ganz Österreich geplant.
Es soll auch Inklusion verbessern.
Zeilinger und ihr Team haben Interviews gemacht.
Sie haben mit 31 Menschen mit Lern-Schwierigkeiten
und 13 Unterstützungs-Personen gesprochen.
Sie haben Hindernisse und hilfreiche Dinge gefunden.
Die Ergebnisse sollen in neue Pläne für Krebs-Vorsorge einfließen.
Elisabeth Zeilinger und Theresa Wagner sind in einer Expert:innen-Gruppe.
Diese Gruppe arbeitet zu Chancen-Gerechtigkeit.
Zeilinger sagt, sie können inklusive Themen beitragen.
Sie schreiben alles in einen Bericht.
Inklusive Forschung soll fehlende Daten finden
Das Team von Elisabeth Zeilinger will mit Menschen mit Lern-Schwierigkeiten
gemeinsam Forschung machen.
Dafür haben sie kreative Lösungen.
Das Team entwickelte Puzzles.
Diese Puzzles machen schwierige Themen leichter verständlich.
Eines der schwierigen Themen ist psychische Gesundheit.
Forscherinnen und Forscher mit und ohne Lern-Schwierigkeiten
erarbeiten gemeinsam, was psychische Gesundheit ist.
Oft sagen Modelle,
Menschen mit Lern-Schwierigkeiten können nicht psychisch gesund sein.
Die Forscherin sagt: Ich muss verstehen,
was psychische Gesundheit für diese Menschen bedeutet.
Dann kann sie wirksam helfen.
Die gesundheitliche Situation von Menschen mit Lern-Schwierigkeiten ist nicht erfasst.
Elisabeth Zeilinger sagt: Es gibt wenige Daten.
Es gibt Vorbehalte gegen Daten-Sammlungen.
Das liegt an Verbrechen in der NS-Zeit.
Deshalb gibt es keine Daten zu Menschen mit Lern-Schwierigkeiten in Österreich.
Diese Daten sind wichtig für die Planung der Gesundheits-Versorgung.
Im Gesundheitssystem wird nicht auf Menschen mit Lern-Schwierigkeiten geachtet.
Andere Länder haben solche Daten-Sammlungen.
Diese sind anonymisiert. Das heißt: man kennt die Namen oder Adressen nicht.
Elisabeth Zeilinger sagt, dass Daten-Sammlungen wichtig sind.
Diese Daten helfen bei politischen Veränderungen.
Österreich hat eine Verpflichtung.
Österreich soll der Forschung Geld geben.
Die Forschung soll Menschen mit Lern-Schwierigkeiten helfen.
Elisabeth Zeilinger muss selbst Geld für ihre Forschung finden.
Mit der Ausbildung beginnen
Elisabeth Zeilinger sagt,
die Gesundheits-Versorgung hängt zu stark von einzelnen Personen ab.
In der Medizin und Psychologie lernt man wenig über Lern-Schwierigkeiten.
Nur wenige Lehrende bieten Fächer dazu an.
Man kommt oft zufällig damit in Kontakt.
Elisabeth Zeilinger wünscht sich,
dass Universitäten das Thema in Lehr-Pläne aufnehmen.
So kann man Bewusstsein und Erfahrung schaffen.
Elisabeth Zeilinger sagt: Menschen mit Lern-Schwierigkeiten sind oft unsichtbar.
Sie werden in der Gesellschaft nicht gesehen.
Inklusion ist wichtig ‒
im Kinder-Garten, auf dem Arbeits-Markt, bei den Zahn-Schmerzen.
Im Gesundheits-Bereich darf niemand ausgeschlossen werden.
Die Arbeits-Gruppe hat ein Ziel
Die Arbeits-Gruppe untersucht intellektuelle Beeinträchtigungen.
Sie schaut auf psychologische, soziale und gesundheitliche Aspekte.
Ziel ist es, die Lebens-Qualität zu verbessern.
Die Forschung will Chancen-Gerechtigkeit bei Gesundheit erreichen.
Der Ansatz nutzt positive Psychologie und Selbst-Bestimmung.
Er orientiert sich an Menschen-Rechten.
- Arbeitsgruppe "Intellektuelle Beeinträchtigungen"
- Ergebnisbericht Projekt: Darmkrebsvorsorge bei Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen. Der Bericht ist auch in Leichter Sprache
- Systematische Literaturübersicht "Gesundheitliche Situation von Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen". Herausgeber ist das Ministerium
- Vereine und Behindertenorganisationen