Was wir von Graugänsen über uns selbst lernen können
Die renommierte Verhaltensbiologin kann von Forschungsstationen auf allen Kontinenten erzählen und verrät im Podcast-Interview, wie sie trotz einer urbanen Kindheit in Philadelphia ihre Liebe zu Tieren und zur Natur entdeckt hat. Seit 2019 leitet Kleindorfer die Konrad Lorenz Forschungsstelle der Universität Wien in Grünau im Almtal (Oberösterreich). Ein paar Autominuten davon entfernt, am Auingerhof, hat schon der Urvater der Verhaltensforschung ab 1973 eine Gänseschar beobachtet.
Im ehemaligen Arbeitszimmer des „Ur-Gänsevaters“ berichtet die US-Amerikanerin aber vor allem von modernen Methoden der Verhaltensforschung, warum es auch unter Gänsen Influencer gibt und warum man die Intelligenz von Vögeln niemals unterschätzen sollte. Dabei gibt es immer wieder Überraschungen, sagt sie im Podcast-Interview: „Die Influencer sind nämlich nicht die aggressiven Gänse, sondern die mutigen. Und die Follower, die aussuchen welcher Graugans sie folgen, sind die Erkundungsfreudigen.“
Die Erkenntnisse aus Grünau finden jedoch auch mehr als 10.000 Kilometer entfernt, auf den Galapagos-Inseln, Anwendung, wo Kleindorfer das „Floreana Island Restoration Project“ leitet. Dort wurden Darwinfinken vor invasiven Arten geschützt und in den nächsten zehn Jahren überwachen die Forscher*innen die Wiederansiedelung von zwölf lokal ausgestorbenen Arten.
Nach ihrem PhD an der Universität Wien forschte sie unter anderem an der Universität Washington, in Australien und auf den Galapagosinseln, wo sie zur Bedrohung von Galapagos-Finken durch Parasiten gearbeitet hat. Sie ist auch an mehreren Konservierungsprojekten auf den Galapagosinseln beteiligt: Sie ist Gründungsmitglied der "Galapagos Landbird Group" und der "Avian Vampire Fly Action Group" der Charles Darwin Foundation auf den Galapagos Inseln. Sie ist leitende wissenschaftliche Partnerin im "Floreana Ecological Restoration Project" mit dem Galapagos National Park. Sie ist Gründerin und Leiterin des "BirdLab" (Adelaide, Australien, gegründet 2003). Außerdem ist sie Trägerin der "D.L. Serventy Medal" (2016) für "herausragende Forschungsbeiträge zur Ornithologie"; 2020 wurde sie zum "Honorary Fellow" der American Ornithological Society für "außergewöhnliche ornithologische Verdienste" ernannt.