Tropenstation La Gamba

Wie sich Regenwälder regenerieren

29. September 2020 Gastbeitrag von Redaktion
Eine Studie der Universität Wien und der Universität für Bodenkultur zeigt, wie schnell sich Regenwälder in Costa Rica regenerieren können. Damit lässt sich auch deren Fähigkeit, Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu binden, berechnen.
Die Kooperationsstudie zwischen Uni Wien und Boku in der Tropenstation La Gamba zeigt, dass die Regeneration des Waldes vom Boden und auch der Vornutzung abhängt. © Anton Weissenhofer

Global gesehen trägt der Verlust von tropischen Wäldern wesentlich zum Treibhauseffekt und damit zum Klimawandel bei – und zwar durch das Freisetzen des in den Bäumen gebundenen Kohlendioxids. Es geht aber auch anders: Blätter sind zur Aufnahme von Kohlendioxid optimiert und Bäume speichern dieses im Holz. In einem alten Wald hält sich allerdings die Aufnahme von CO2 und die Abgabe durch den Abbau toter Pflanzen etwa die Waage. Wenn die Biomasse der Bäume nicht mehr zunimmt, ist der Nettoeffekt eines Waldes auf die CO2-Bilanz daher gering.

Das Alter der Wälder

Anders in jungen Wäldern: Deren Bäume wachsen rasch und sie sammeln Biomasse über Jahrzehnte. Ganz besonders dort, wo hohe Temperaturen und Feuchtigkeit das Baumwachstum fördern, also in tropischen Regenwäldern. Dies zeigt eine Studie in Costa Rica: Florian Oberleitner hat im Rahmen seiner Masterarbeit an der Universität Wien das Alter von Wäldern in der Nähe der Tropenstation La Gamba, dem "Regenwald der Österreicher" in Costa Rica, anhand von Luftbildern errechnet. In zwölf Wäldern, die zwischen fünf und 55 Jahre alt waren, hat er alle Bäume bestimmt und vermessen und daraus den gespeicherten Kohlenstoff abgeleitet. Vier Jahre später wiederholte Carola Egger in ihrer Masterarbeit an der Universität für Bodenkultur die Messungen und analysierte die Veränderungen.

Junge Wälder nehmen CO2 auf

"Die Studie bestätigt, dass tropische Sekundärwälder sehr schnell nachwachsen können. In der Umgebung von La Gamba geht es auch im Vergleich zu anderen Regenwäldern besonders schnell, da es hier mit über 6.000 mm pro Jahr wirklich viel regnet", so Peter Hietz von der Universität für Bodenkultur. "Immerhin erreicht die Biomasse in den jungen Wäldern nach bereits 20 Jahren etwa die Hälfte, der in alten Wäldern gemessenen. Das bedeutet, dass jeder Hektar jungen Waldes in den ersten Jahrzehnten etwa 14 Tonnen CO2 pro Jahr aufnimmt und langfristig im Holz der Bäume speichert."

Anton Weissenhofer vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien, der das Wiederbewaldungsprojekt der Tropenstation der Universität Wien in La Gamba leitet, freut sich: "Es ist toll, dass die jungen Wälder, die als Korridor zur Erhaltung der Biodiversität geschützt werden, auch eine wichtige Kohlenstoffsenke darstellen. Eine Win-Win-Situation." Auch die Zahl der Baumarten nehme zu. Allerdings weniger schnell als die Biomasse und so entspricht die Zusammensetzung  auch nach 50 Jahren noch lange nicht der eines Urwaldes.

Regeneration hängt von vorheriger Nutzung ab

Die Kooperationsstudie zwischen Uni Wien und Boku zeigt, dass die Regeneration des Waldes vom Boden und auch der Vornutzung abhängt: Wurde die Fläche nach einem Kahlschlag nicht landwirtschaftlich genutzt, regeneriert sich die Biomasse anfangs schneller als auf Flächen, die eine Zeitlang als Weide genutzt wurden. Allerdings nahm die Zahl der Baumarten schneller nach einer Beweidung zu. Hietz meint dazu: "Das hängt wohl von den lokalen Bedingungen ab und kann anderswo auch unterschiedlich verlaufen, aber solche Daten fehlen noch weitgehend. Unser Fazit: Regenwälder können sich zwar schnell regenerieren, aber nicht unter allen Umständen." 

In La Gamba ist zum Beispiel auf manchen Flächen auch in zwanzig Jahren kein Baum nachgewachsen, weil ein aggressiver Farn die Keimlinge der Bäume unterdrückt. "Wenn wir verstehen, wovon der Verlauf abhängt, kann man zum Beispiel besonders vielversprechende Flächen bevorzugt schützen oder in schwierigeren Lagen durch gezieltes Pflanzen von Bäumen die Regeneration fördern", so Anton Weissenhofer von der Uni Wien, der die Erkenntnisse aus der Studie im Wiederbewaldungsprojekt der Tropenstation der Universität Wien gemeinsam mit der BOKU anwendet: "Die Studie liefert  wichtige Daten, um die längerfristige CO2-Bindung der Wälder zu berechnen."

Allerdings können tropische und andere Wälder auch unter den optimistischsten Szenarien nur einen geringen Teil der CO2-Emissionen aufnehmen. An einer massiven Reduktion der Verbrennung fossiler Brennstoffe führt daher kein Weg vorbei. (red)

Die Publikation "Recovery of aboveground biomass, species richness and composition in tropical secondary forests in SW Costa Rica" (Autor*innen: Oberleitner Florian, Egger Carola, Oberdorfer Sarah, Dullinger Stefan, Wanek Wolfgang, Hietz* Peter (2020)) erschien in "Forest Ecology and Management".