Podcast An der Quelle #13: Nina Klimburg-Witjes

Warum sich die Zukunft im Weltraum entscheidet

12. Juni 2025 von Mario Wasserfaller
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Für Technikforscherin Nina Klimburg-Witjes ist Ariane 6 mehr als eine Rakete. Sie steht sinnbildlich für die europäische Integration – inmitten eines neuen Wettlaufs um den Weltraum, der von Millitarisierung, Rivalität und der Zunahme von Weltraumschrott geprägt ist.

Dem Erstflug der Schwerlastrakete im Vorjahr gingen erhebliche Verzögerungen und Friktionen voraus. Am 9. Juli 2024 war das alles vergessen, erinnert sich Nina Klimburg-Witjes vom Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Uni Wien im Podcast-Gespräch: "Für uns war es toll zu sehen, dass es klappt; aber vor allen Dingen aus einem Forschungsinteresse heraus, dass wir sehen, es geht weiter."

Geopolitik im All

Klimburg-Witjes leitet das vom Europäischen Forschungsrat geförderte Projekt FutureSpace, das sich am Beispiel der von 13 Ländern entwickelten Ariane 6 mit den politischen und gesellschaftlichen Dimensionen der Raumfahrt auseinandersetzt. Was kann der Transport einer Raketenoberstufe darüber verraten, wie Europa funktioniert? Inwiefern spiegeln sich geopolitische Entwicklungen auf der Erde in strategischen Entscheidungen für den Weltraum wider? Mit Fragen wie diesen setzt sich Klimburg-Witjes gemeinsam mit ihrem Team intensiv auseinander.

Wem gehört das All und wer darf es nutzen? Das ist für mich eine ganz wichtige Frage.
Nina Klimburg-Witjes
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Hightech aus Wien für den Weltraum
Im Juni 2025 startet der Satellit ION in den Orbit – mit an Bord: ein Quantencomputer "made in Austria". Ein Team der Uni Wien entwickelte den weltweit ersten Quantenrechner im All, der den extremen Bedingungen einer Weltraummission standhält und kaum Energie verbraucht – und das in Rekordzeit.

"Wem gehört das All, und wer darf es nutzen?", das ist für die gebürtige Deutsche eine Schlüsselfrage. Bestehende Regelwerke wie der Outer Space Treaty stammen aus der Zeit des Kalten Krieges und wirken heute eher zahnlos als zeitgemäß. Und doch bleibt offen, ob die Menschheit auf anderen Planeten wirklich besser zusammenleben würde. Könnte sich daraus eine neue Chance ergeben? "Das sind Fragen, die mich sehr, sehr interessieren."

Gefahr im Orbit

Eine starke Position Europas im Weltraum erscheint der Sozialwissenschafterin alternativlos. Es geht nicht nur um das Rennen zu Mond und Mars, sondern auch um knappe Ressourcen und die stetig wachsende Bedrohung durch Weltraumschrott. Bleibt eine internationale Einigung aus, um den gefährlichen Trümmern wirksam zu begegnen, sind künftige Missionen gefährdet. 

Nina Klimburg-Witjes ist nicht etwa schon seit Kindertagen vom Weltraum fasziniert, ihr Weg dahin führte über Umwege. Nach einer Schauspielausbildung und dem Wunsch, Journalistin zu werden, entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Raumfahrt. Was Nordkorea damit zu tun hat, wie ihre künstlerischen Fähigkeiten und ihr journalistisches Interesse ihr heute in der Forschung zugutekommen und wie sie einen Zustand der Schwerelosigkeit erreicht ohne selbst ins All zu fliegen, verrät sie in der neuesten Folge von "An der Quelle". Jetzt reinhören!

© Nina Klimburg-Witjes
© Nina Klimburg-Witjes
Nina Klimburg-Witjes ist Tenure Track Professorin am Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Uni Wien.

Zu ihren Schwerpunkten zählen u.a. soziale Studien zum Weltraum und Zukunftsvisionen der Erde-Raum-Beziehungen, Wissenschaft, Technologie und internationale Beziehungen. 2022 hat sie für ihr Projekt "FUTURESPACE" einen ERC Starting Grant erhalten.