Wie verändert Quantenforschung unsere Wirklichkeit?
Das war die Podiumsdiskussion rund um die Welt der Quanten
Quantenforschung erweitert unsere Horizonte auf Arten und Weisen, die wir vor hundert Jahren nicht vorhersehen konnten und mit denen wir auch jetzt noch Schwierigkeiten haben. Aber wir glauben fest daran, dass sie ein Teil des Fortschritts ist.Renate Loll
Im Quantenjahr 2025 haben sich Expert*innen der Universität Wien ein Semester lang mit der Frage "Wie verändert Quantenforschung unsere Wirklichkeit?" auseinandergesetzt. Quantenphysik gilt als Gamechanger – sie fasziniert mit paradoxen Phänomenen, stellt unsere Vorstellung von Raum, Zeit und Realität radikal in Frage und ebnet zugleich den Weg für technologische Revolutionen.
Bei der Podiumsdiskussion zur Semesterfrage am 16. Junigingen internationale Wissenschafter*innen und Absolvent*innen der Universität Wien der Frage nach, welches Potenzial in dieser fundamentalen Disziplin steckt – für Wissenschaft, Gesellschaft und künftige Innovationen. Die Veranstaltung richtete sich an alle – von Wissenschaftsbegeisterten über interdisziplinär Interessierte bis hin zu Neugierigen ohne Vorkenntnisse. Sie fand in Kooperation mit “Science Talks” des BMFWF und “DerStandard” statt.
Die Podiumsdiskussion in voller Länge
In ihrem Impulsvortrag gab die deutsche Quantenphysikerin Renate Loll Einblick in das “heiße Forschungsthema Quantengravitation”. Innerhalb der Forschung gebe es noch "eine entsetzliche Lücke", so Loll. Denn eine der vier fundamentalen Wechselwirkungen, die Gravitation, konnte mit den Gesetzen der Quantenphysik noch nicht in Einklang gebracht werden. Sie selbst forscht anhand von Computersimulationen an genau diesem Thema. In den letzten Jahrzehnten habe man enorme Fortschritte gemacht. "Diese Computerexperimente sind ein wertvolles Substitut, da wir echte Experimente nicht bauen können", so Loll weiter. Sie ermöglichen das Ableiten von Konsequenzen ihrer Theorien. Um auf ihr beruhende, sehr schwache Signale und Effekte auch in der Realität zu finden, müsse sich die Theorie aber noch verbessern; dafür erhofft sich die Forscherin einen Zeitrahmen von 50 Jahren.
Lesen Sie auch das Interview mit Renate Loll “Am Quantenursprung von Raum und Zeit”.
Am Podium diskutierten:
- Renate Loll, Professorin für Theoretische Physik am Institut für Mathematik, Astrophysik und Teilchenphysik der Radboud Universität, Nijmegen (NL) sowie Gastprofessorin am kanadischen Perimeter Institute
- Markus Aspelmeyer, Professor für Physik in der Forschungsgruppe Quantenoptik, Quantennanophysik und Quanteninformation an der Universität Wien sowie Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) Wien und im Board of Directors von Quantum Science Austria (quantA)
- Christina Hirschl, CEO Silicon Austria Labs, Alumna der Universität Wien
- Thomas Jennewein, Professor für Physik, Simon Fraser University, Vancouver (CAN), Mitgründer von QEYNEt Inc., Phantom Photonics Inc. und Universal Quantum Devices Inc., Alumnus der Universität Wien
- Moderation: Gerold Riedmann, Chefredakteur “Der Standard”
An Infoständen und Mitmachstationen erfuhren Interessierte spannende Fakten aus erster Hand: Mitglieder der Forschungsgruppe Philip Walther beantworteten Fragen zu ihrem aktuellen Projekt, dem ersten Mini-Quantencomputer, der per Satellit ins All geschickt werden soll (Lesen Sie hier die Reportage “Wie baut man einen Quantencomputer in elf Tagen”). Am Infostand von Quantum Science Austria wurde über die österreichische Quantenforschung und Aktivitäten im Quantenjahr 2025 informiert.
- Youtube-Playlist zur Semesterfrage "Wie verändert Quantenforschung unsere Wirklichkeit?"
- Die Semesterfrage auf Der Standard
- Science Talks (Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung)
- Nachbericht der APA: Warum Quantenphysik eine allgegenwärtige "Zumutung der Natur" ist