Corona

Wachsende Impfmüdigkeit: So kann die Booster-Bereitschaft gefördert werden

28. März 2023 von Redaktion
Impfwerbung wird aktuell nicht nur in Niederösterreich diskutiert. Ein Wissenschaftsteam mit Beteiligung der Uni Wien untersuchte Faktoren für die sinkende Impfbereitschaft in der Bevölkerung – erstmals auch bei bereits Geimpften. Die Ergebnisse können für die Gestaltung von zukünftigen Impfkampagnen richtungsweisend sein.
Impfbereitschaft: Die Mobilisierung durch Kommunikationsmaßnahmen greife in der pandemiemüden Gesellschaft immer weniger, sagt das Wissenschaftsteam. © Pixabay

Der Booster wurde angesichts der wachsenden Pandemiemüdigkeit und neuer multipler Krisen von vielen hintenangestellt. Die Auffrischungsimpfungen gehen nur in moderatem Tempo voran, lassen die Wissenschafter*innen des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) bereits im Jänner 2023 verlauten (zum Beitrag des ACPP). Seit Beginn der Pandemie hören die Uni Wien-Expert*innen in die Gesellschaft hinein, erheben Stimmungen und Meinungen aus der Bevölkerung und analysieren politische Entscheidungen.

Ein Teil des ACPP-Teams – die Staatswissenschafterinnen Julia Partheymüller und Sylvia Kritzinger sowie Jakob-Moritz Eberl vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft – hat sich nun mit Kolleg*innen der Medizinischen Universität Wien und der Universität Perugia in Italien zusammengetan, um die Faktoren für die sinkende Impfbereitschaft großflächig zu untersuchen. Dafür führte das interdisziplinäre Team Umfragen in Österreich und Italien durch. Den insgesamt 6.357 Studienteilnehmer*innen wurden unterschiedliche Zukunftsszenarien vorgelegt, bei denen die Art des Impfstoffes, die Kommunikation oder die gesetzlichen Regelungen variierten.

Austrian Corona Panel Project an der Universität Wien

Wie es um die Stimmungslagen, Einstellungen, Verhaltensweisen und Informiertheit der Bevölkerung steht und wie sich diese im Laufe der Coronakrise entwickeln, untersucht ein Team von Wissenschafter*innen aus verschiedenen Disziplinen unter der Leitung von Bernhard Kittel (Institut für Wirtschaftssoziologie), Sylvia Kritzinger (Institut für Staatswissenschaft), Hajo Boomgaarden (Institut für Kommunikationswissenschaft) und Barbara Prainsack (Institut für Politikwissenschaft). Kurzberichte zum aktuellen (Pandemie-)Geschehen gibt es auf dem Corona-Blog zum Nachlesen.

Zentrales Ergebnis: Impfstatus macht den Unterschied

Personen, die noch keine Impfung erhalten hatten, zeigten wenig Vertrauen in politische und gesellschaftliche Institutionen und wiesen insgesamt die geringste Impfbereitschaft auf. Sie waren in so gut wie allen vorgelegten Szenarien nicht zur Impfung bereit. Lediglich wenn die Pandemiebekämpfung als Gemeinschaftsaufgabe in den Vordergrund gerückt wurde, konnte ein schwacher positiver Effekt auf ihre Impfbereitschaft festgestellt werden.

Anders die Personen, die bisher bereits eine oder zwei Impfdosen erhalten hatten: Bei ihnen war eine sehr hohe Pandemiemüdigkeit sichtbar, es zeigte sich eine mittlere Bereitschaft für weitere Auffrischungsimpfungen. Sie konnten vor allem durch positive Anreize (z.B. Prämie, Gutschein) deutlich häufiger für eine weitere Impfung gewonnen werden.

Personen mit drei oder mehr Impfungen waren am ehesten zu weiteren Boostern bereit. Entscheidend war hier das Angebot von angepassten Impfstoffen, der niederschwellige Zugang zur Impfung sowie der Konsens von Expert*innen über Impfempfehlungen.

Unterschiedliche Zielgruppen, unterschiedliche Maßnahmen

Die Mobilisierung durch Kommunikationsmaßnahmen greife in der pandemiemüden Gesellschaft immer weniger, so das Wissenschaftsteam. An ihre Stelle könnten in Zukunft institutionelle Lösungen treten, die beispielsweise positive Anreize für relevante Zielgruppen schaffen. Langfristig sollten außerdem Maßnahmen gesetzt werden, die das Vertrauen in Politik, Gesundheitswesen und Wissenschaft stärken. "Die Ergebnisse dieser Studie können Entscheidungsträger*innen und Verantwortlichen bei künftigen Strategien als Orientierung dienen", so die Expert*innen.