Podcast An Der Quelle #7: Blaž Gasparini

Warum Geoengineering das Klima nicht retten kann

14. November 2024 von Mario Wasserfaller
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Der Klimawissenschafter Blaž Gasparini erforscht die Rolle von Zirruswolken für das Klima und wägt die Chancen und Risiken des solaren Geoengineerings miteinander ab. Angesichts der aktuellen Klimakonferenz COP29 mit düsteren Aussichten für das Weltklima will der einstige Klimaaktivist nichts von Resignation wissen, sondern verfolgt einen positiven Ansatz.

Die Erde heizt sich auf, und es ist kein Ende in Sicht: Nachdem schon 2015 bis 2023 kontinuierlich die neun wärmsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn waren, wird sich auch 2024 in diesen Trend einreihen. Laut einer Studie der OECD sind die Fortschritte bei der Verringerung der globalen Treibhausgasemissionen weiterhin unzureichend, um die für 2030 festgelegten Klimaziele zu erreichen. Die Auswirkungen zu langsamer oder zögerlicher Maßnahmen zeigen sich mit zunehmender Wucht und Schlagzahl in Wetterextremen, Dürren oder beschleunigtem Artensterben.

Fragwürdige Optionen

Angesichts dessen werden in Klimapolitik und Wissenschaft bereits Möglichkeiten diskutiert, den globalen Temperaturanstieg technologisch einzudämmen. Zu den umstrittensten Optionen zählt das solare Geoengineering, das der Klimaphysiker Blaž Gasparini am Institut für Meteorologie und Geophysik neben seinem Spezialgebiet, hohen Zirruswolken, untersucht. Im Wesentlichen geht es darum, durch das Ausbringen von Schwefeldioxid in der Atmosphäre die Sonneneinstrahlung zu verringern und so eine Abkühlung der Temperatur zu erreichen. Allerdings sind Methoden wie diese höchst fragwürdig, weil sie nicht nachhaltig und die Konsequenzen für das Ökosystem unabsehbar sind.

Geoengineering kann dem Klima nur so viel helfen wie ein Schmerzmittel bei einer Krankheit, also gegen Symptome ankämpfen.
Blaž Gasparini

Dennoch ist Gasparini dafür, Chancen und Risiken in Klimamodellen weiterhin zu erforschen, um zumindest informierter darüber diskutieren zu können. Zudem brauche es klare Regulierungen, wie künftig mit diesem Thema umzugehen sei. Durch Geoengineering Zeit zu gewinnen sei ohnehin nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn gleichzeitig die Dekarbonisierung und das Ziel der Null-Emissionen mit voller Kraft vorangetrieben wird.

Naheverhältnis zu Wolken

Trotz oder wegen seines Jobs als Klimawissenschafter und seiner Vergangenheit als Klimaaktivist behält er einen positiven Ausblick auf die Rettung des Klimas, und auch in der Freizeit pflegt er in den Bergen ein Naheverhältnis zur Natur und den Wolken. Im Interview lässt er auch wissen, was er an Erfahrungen von seinen bisherigen Forschungsstationen in Italien, der Schweiz und den USA nach Wien mitgenommen hat – und welche davon ihm angesichts der vielfältigen Möglichkeiten wie ein Disneyland vorgekommen ist.

© Alexander Bachmayer
© Alexander Bachmayer
Blaž Gasparini ist Klimaphysiker am Institut für Meteorologie und Geophysik an der Universität Wien, wo er die Auswirkungen von hohen Wolken auf das Klima untersucht, wobei er hauptsächlich Computermodelle verwendet. Er möchte herausfinden, ob unsere Zukunft mehr oder weniger sonnig wird, und ob Veränderungen in den hohen Wolken den Klimawandel fördern oder eindämmen werden.

Er begann seine akademische Laufbahn an der ETH Zürich in der Schweiz mit einer Doktorarbeit zur Frage, ob künstliche Veränderungen von Cirruswolken das Klima abkühlen können. Nach seiner Promotion verbrachte er drei Jahre an der University of Washington in Seattle, in den USA, wo er die Auswirkung und Entwicklung tropischer Gewitterwolken auf das Klima untersuchte. Gasparini ist Mitglied im interdisziplinären Forschungsverbund Umwelt und Klima (ECH) der Universität Wien.