Warum Geoengineering das Klima nicht retten kann
Die Erde heizt sich auf, und es ist kein Ende in Sicht: Nachdem schon 2015 bis 2023 kontinuierlich die neun wärmsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn waren, wird sich auch 2024 in diesen Trend einreihen. Laut einer Studie der OECD sind die Fortschritte bei der Verringerung der globalen Treibhausgasemissionen weiterhin unzureichend, um die für 2030 festgelegten Klimaziele zu erreichen. Die Auswirkungen zu langsamer oder zögerlicher Maßnahmen zeigen sich mit zunehmender Wucht und Schlagzahl in Wetterextremen, Dürren oder beschleunigtem Artensterben.
Fragwürdige Optionen
Angesichts dessen werden in Klimapolitik und Wissenschaft bereits Möglichkeiten diskutiert, den globalen Temperaturanstieg technologisch einzudämmen. Zu den umstrittensten Optionen zählt das solare Geoengineering, das der Klimaphysiker Blaž Gasparini am Institut für Meteorologie und Geophysik neben seinem Spezialgebiet, hohen Zirruswolken, untersucht. Im Wesentlichen geht es darum, durch das Ausbringen von Schwefeldioxid in der Atmosphäre die Sonneneinstrahlung zu verringern und so eine Abkühlung der Temperatur zu erreichen. Allerdings sind Methoden wie diese höchst fragwürdig, weil sie nicht nachhaltig und die Konsequenzen für das Ökosystem unabsehbar sind.
Geoengineering kann dem Klima nur so viel helfen wie ein Schmerzmittel bei einer Krankheit, also gegen Symptome ankämpfen.Blaž Gasparini
Dennoch ist Gasparini dafür, Chancen und Risiken in Klimamodellen weiterhin zu erforschen, um zumindest informierter darüber diskutieren zu können. Zudem brauche es klare Regulierungen, wie künftig mit diesem Thema umzugehen sei. Durch Geoengineering Zeit zu gewinnen sei ohnehin nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn gleichzeitig die Dekarbonisierung und das Ziel der Null-Emissionen mit voller Kraft vorangetrieben wird.
Naheverhältnis zu Wolken
Trotz oder wegen seines Jobs als Klimawissenschafter und seiner Vergangenheit als Klimaaktivist behält er einen positiven Ausblick auf die Rettung des Klimas, und auch in der Freizeit pflegt er in den Bergen ein Naheverhältnis zur Natur und den Wolken. Im Interview lässt er auch wissen, was er an Erfahrungen von seinen bisherigen Forschungsstationen in Italien, der Schweiz und den USA nach Wien mitgenommen hat – und welche davon ihm angesichts der vielfältigen Möglichkeiten wie ein Disneyland vorgekommen ist.
Er begann seine akademische Laufbahn an der ETH Zürich in der Schweiz mit einer Doktorarbeit zur Frage, ob künstliche Veränderungen von Cirruswolken das Klima abkühlen können. Nach seiner Promotion verbrachte er drei Jahre an der University of Washington in Seattle, in den USA, wo er die Auswirkung und Entwicklung tropischer Gewitterwolken auf das Klima untersuchte. Gasparini ist Mitglied im interdisziplinären Forschungsverbund Umwelt und Klima (ECH) der Universität Wien.