Podcast An der Quelle #4: Manuel Güdel

Wie ein Teleskop die kosmische Vergangenheit offenbart

8. August 2024 von Mario Wasserfaller
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Manuel Güdel ist Professor für Astrophysik an der Universität Wien und erklärt, wie das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) uns dem Urknall näherkommen lässt als je zuvor. Ein Gespräch über außerirdisches Leben, ferne Galaxien und irdische Freuden abseits der Astronomie.

Manuel Güdel weiß aus erster Hand, wozu das größte und leistungsstärkste Teleskop im Weltraum fähig ist, hat er doch eines der wesentlichen Instrumente an Bord mit entwickelt: das "Mid Infrared Instrument" (MIRI). Mit diesen Hightech-Tools in 1,5 Mio. Kilometern Entfernung von der Erde stehen der Astronomie beispiellose Möglichkeiten offen, in die Entstehung des Universums zurückzuschauen.

Schon nach zwei Jahren im Einsatz liefert das James-Webb-Weltraumteleskop spektakuläre Ergebnisse am laufenden Band, kommt der am Institut für Astrophysik tätige Wissenschafter ins Schwärmen: "Highlights sind im Prinzip überall im Universum aufgetaucht... Wir kriegen jetzt wirklich Informationen, wann und wo die allerersten Galaxien entstanden sind. Dieser Prozess ging offenbar schneller, als wir gedacht haben." Noch spannender wird damit auch die Suche nach habitablen Bedingungen auf Exoplaneten, sprich nach außerirdischem Leben.

Event-Tipp: Nachts auf der Sternwarte

Die Vortragsreihe "Nachts in der Sternwarte" bietet ein umfangreiches Vortragsprogramm zu einer Vielzahl von Themen der Astrophysik. Die Vorträge sind für die breite Öffentlichkeit zugänglich und werden in deutscher oder englischer Sprache gehalten. Im Anschluss an den Vortrag ist ein Besuch des Großen Refraktors vorgesehen. 

Jeden zweiten Freitag im Monat (außer im Juli und August) im Littrow Hörsaal an der Universitätssternwarte. Einlass vab 18 Uhr; der Vortrag beginnt um 18:30 Uhr:

  • 13.09. Alvaro Hacar: Observing the cold Universe with ALMA (EN)
  • 11.10. Katja Fahrion: Was uns Sternhaufen über die Entwicklung von Galaxien verraten (DE)
  • 08.11. Elke Pilat-Lohinger: Gliese 710 (DE)
  • 13.12. Franz Kerschbaum: Die Wiener Universitätssternwarte - Eine Geschichte (DE)
  • 10.01. Laura Posch: Wie uns Astronomie lehrt, die Erde wertzuschätzen (DE)
  • 14.02. Prashin Jethwa: Speed Junkies: the origin and fate of the fastest stars in the Galaxy (EN)
Scienceseeing im Sommer
Sommer-Citytrip

Im Sommer heißt es für die Rudolphina: Rucksack packen! Heuer machen wir gemeinsam mit unseren Wissenschafter*innen einen Citytrip durch Wien, dabei gilt: Augen und Ohren auf, kräftig einatmen und ins Spüren kommen. Hier geht es zu den Beiträgen.

Der international renommierte Astrophysiker nimmt uns aber nicht nur an die Quelle von Zeit und Raum mit oder zu Aliens, der gebürtige Schweizer offenbart sich auch als Fan römischer Geschichte und als Züchter spezieller Pflanzen, die seine Wohnung frei von Wespen und Gelsen halten. Ganz zu schweigen von einem Tipp für einen Science-Fiction-Kultfilm, den die wenigsten auf der Rechnung haben dürften. 

All jenen (Wiener) Astronomiefans, die nun selbst Lust aufs Sterneschauen bekommen haben bzw. den vor dem Höhepunkt stehenden Meteorstrom der Perseiden nicht verpassen möchten, sei unser Sommer-Citytrip zu den besten Schau-Plätzen ans Herz gelegt (siehe Infobox).

Also: Picknickdecke raus, Kopfhörer rein und beim Sternschnuppen-Erhaschen den Podcast hören:

Unser Sommer-Citytrip: Perseiden schauen und Podcast hören

Jedes Jahr Mitte August kreuzt die Erde die Umlaufbahn des Kometen 109P/Swift-Tuttle. Der von diesem Kometen hinterlassene Staub verursacht den Meteorschauer der Perseiden, die ihren Namen daher haben, dass sie aus dem Sternbild Perseus zu kommen scheinen. Ihren Höhepunkt erreichen die Perseiden heuer von 10. bis 14. August, am besten lassen sie sich zwischen 22 Uhr und 4 Uhr morgens beobachten. Um möglichst viele Meteore zu erhaschen, empfiehlt es sich, einen Ort fern von künstlichem Licht mit freier Sicht auf den Nachthimmel zu wählen. Unser Tipp: Fernglas oder Teleskop, Decke und Picknick einpacken – und beim Sternschnuppen-Schauen unseren Podcast mit dem Astrophysiker Manuel Güdel einstöpseln!

Die besten Orte in Wien zum Sterneschauen:

  1. Cobenzl: Der Cobenzl ist ein ausgezeichneter Ort für Sternbeobachtungen. Vom Parkplatz aus hat man eine weite Sicht über die Stadt, und durch die etwas erhöhte Lage sind die Bedingungen oft besser als in tiefer gelegenen Teilen der Stadt.
  2. Hermannskogel: Der Hermannskogel ist mit 544 Metern Seehöhe der höchste Punkt Wiens und bietet eine hervorragende Aussicht. Durch die erhöhte Lage und geringere Lichtverschmutzung ist dieser Ort ideal für Sternenbeobachtungen.
  3. Himmelswiese: Diese Wiese südlich des Lainzer Tiergartens ist speziell für die Beobachtung des Himmels bekannt. Sie liegt in einer relativ dunklen Gegend und wird von vielen Hobbyastronomen frequentiert.
  4. Kahlenberg: Der Kahlenberg ist einer der bekanntesten Aussichtspunkte Wiens. Von hier aus hat man eine weite Sicht über die Stadt und das Umland. Es gibt auch einige weniger beleuchtete Bereiche, die sich gut zum Beobachten des Nachthimmels eignen.
  5. Kreuzeichenwiese (Wilhelminenberg): Dieser Ort bietet eine gute Aussicht über Wien und ist etwas von der städtischen Lichtverschmutzung entfernt. Die Kreuzeichenwiese ist ein beliebter Platz für Sternbeobachtungen und eignet sich auch für das Beobachten der Perseiden.
  6. Lainzer Tiergarten (Start Planetenwanderweg): Der Start des Planetenwanderwegs direkt außerhalb des Lainzer Tiergarten bietet eine relativ dunkle Umgebung und ist gut für die Beobachtung des Nachthimmels geeignet. Der Tiergarten selbst ist zwar auch ein schöner Ort für Astronomiefans, schließt aber bereits um 21 Uhr die Pforten.
  7. Lobau: Dieser Bereich ist etwas weiter von der Innenstadt entfernt und bietet daher weniger Lichtverschmutzung. Die Lobau ist ein beliebtes Ziel für Naturbeobachtungen, einschließlich des Sternenhimmels.
  8. Löwygrube (Böhmischer Prater): Die Löwygrube im Böhmischen Prater ist ein weniger bekannter, aber guter Ort für Sternbeobachtungen. Die Umgebung ist relativ dunkel und bietet eine ruhige Atmosphäre.
  9. Sophienalpe: Die Sophienalpe liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums und bietet daher weniger Lichtverschmutzung. Der Ort ist bei Wander*innen beliebt und bietet eine gute Aussicht für Sternenbeobachtungen.

Alle Beiträge und Science-Seeing-Tipps aus der Serie "Rudolphina Sommer-Citytrip" finden Sie hier!

Transkription

© Alexander Bachmayer
© Alexander Bachmayer
Manuel Güdel wurde 2010 zum Professor für Astrophysik an die Universität Wien berufen. Er studierte an der ETH Zürich theoretische Physik mit Promotion in Astrophysik und arbeitete in verschiedenen renommierten Institutionen weltweit - von der ETH Zürich über die University of Colorado Boulder bis zum Paul Scherrer Institut.

Bekannt ist er für seine Forschung in der Röntgen- und Radioastronomie, insbesondere zur Sternentstehung und zu protoplanetaren Scheiben. Er ist an zahlreichen internationalen Forschungsprojekten beteiligt, unter anderem ist er Co-Principal Investigator des Mid Infrared Instruments auf dem James Webb Weltraumteleskop.